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Objektiv-Report: Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton

DOCMA-DSC03477: Voigtländer
Objektiv-Report: Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton

Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton: Rummel in bunt


Volksfeststimmung: Dröhnende Schlagermusik, wirre Lichtorgeln, der Duft von Süßgebäck, Fanfaren, Marktschreier und – ganz wichtig – überschnelle Fahrten in rasanten Karussells. Hier kommt das Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton zum Einsatz.

Jahrmärkte – es gibt sie übrigens seit dem Mittelalter – sind in erster Linie eine wilde Mischung von Reizen für die Sinne. Heute trifft man bei diesen Veranstaltungen jedoch keine Bärenführer, Gaukler, Wahrsager, Quacksalber oder Wandermenagerien mehr an. Ersetzt haben sie Maschinen in Form von Riesenrädern, Autodromen, Schiffsschaukeln und Achterbahnen. Los- , Fress- und vielfältige Spielbuden runden den Reigen der gebotenen Vergnügungen ab. Ein Jahrmarkt ist auch heute immer noch alles andere als alltäglich, doch längst nicht mehr sensationell. Er kontrastiert den Alltag mit seinem sinnlichen Überfluss, hinterlässt aber keine einzigartigen Erinnerungen mehr, da wir alle diese Form der Bespaßung von Kindheit an kennen.


Volksfeste fotografieren


Für Fotografen besonders reizvoll sind Jahrmärkte nach Einbruch der Dunkelheit. Die schiere Masse an farbigem Kunstlicht, seine unkalkulierbare Zusammensetzung, die starken Kontraste zum Nachthimmel und die intensiven Farben der Fahrgeschäfte versprechen einen vielgestaltigen fotografischen Spielplatz, in dem man einfach nur eintauchen muss. Je später man dort eintrifft, desto weniger andere Besucher laufen einem unwillentlich vors Objektiv. Allerdings hat der spätere Abend auch eine Reihe von Nachteilen: Viele Karussells, die sich speziell an Kinder richten, sind zu dieser Zeit – zumindest bei Jahrmärkten in den Sommermonaten – abgeschaltet und bestenfalls notbeleuchtet. Wer auf diese oftmals alten und aufwendig verzierten Fahrgeschäfte Wert legt, sollte besser einen Weihnachtsmarkt besuchen.


Technikeinsatz


Ich habe für dieses Kurz-Reportage-Projekt wegen ihres guten Rauschverhaltens und der eingebauten Bildstabilisierung eine Sony A7rII gewählt und diese – um der typischen Hektik des Rummelplatzes ein Element der Entschleunigung entgegenzusetzen – mit einem Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton bestückt. Das Nokton ist ursprünglich für Leica M-Modelle konzipiert und will dementsprechend manuell fokussiert werden. Dafür beherrscht es aber sowohl bei offner wie auch bei geschlossener Blende den visuell charmanten Umgang mit harten Lichtern, die einem auf Volksfesten zu hunderten entgegen leuchten. Aufgeblendet zeigt das Glas ein cremig weiches Bokeh, abgeblendet ergeben sich schöne Sternformen um die Lichter.


Praxis


Weniger charmant zeigte sich das Sucherbild der Sony in Kombination mit der manuell fokussierenden Brennweite: Bei den meisten Motiven war ein Abblenden auf Blende f/4 oder mehr nötig. Nach dem Scharfstellen überlagerten jedoch unzählige rote „Fokus-Peeking“-Pixel das Sucherbild und machten es fast unmöglich, während der Aufnahme einen Eindruck von den schnell wechselnden Lichtsituationen zu bekommen.
Wie oben angedeutet sind schnelle Karussellfahrten ein ganz wesentliches Element des Rummel-Erlebnisses. Um diese schnelle Bewegung eindrucksvoll ins Bild zu bekommen, sollte man am besten die Kamera-Automatiken abschalten. Bei dieser Kamera-Objektiv-Kombination wird die Blende zwangsläufig per Hand am Blendenring vorgegeben, die Zeit passt sich entsprechend an. Da es mir um lange Belichtungszeiten von etwa 1/10 Sekunde ankam, habe ich mit 400 einen ISO-Wert vorgewählt, von dem ich weiß, dass man die Rauschentwicklung unberücksichtigt lassen kann und anschließend durch manuelles Schließen und Öffnen der Blende mit unterschiedlich langen Zeiten experimentiert.


Nachbearbeitung


Nachts aufgenommene Rummel-Bilder leben von starken Kontrasten und knalligen Farben. Entsprechend muss man diese Regler bei der Entwicklung der Raw-Daten merklich anheben. Aber auch eine Schwarzweißumsetzung mit tiefen Schwärzen und harten Lichtern kann durchaus reizvoll sein.


Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton: Technik-Fakten


Kamera: Sony A7rII
Objektiv: Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton
Adapter: Voigtländer VM Leica M – Sony E


Voigtländer 50mm f/1.5 Nokton: Rummel in Schwarzweiß


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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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Kommentar

  1. Hallo Christoph,

    das sind sehr schöne Bilder in dem Artikel. Leider ist die Diashow nicht so prickelnd. Beim Anklicken eines Bildes startet die Diashow. Beim automatischen wechseln zwischen den Bildern ist immer wieder kurz die Artikelübersicht der Bilder zu sehen. Dieses pumpen empfinde ich sehr unruhig und störend bei der Diashow. Eventuell gibt es ja eine Möglichkeit das in den Einstellungen zu ändern. 🙂

    Beste Grüße Peter

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