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Nach allen Reglern der Kunst

84_ Haus Glow
Foto und Bearbeitung: Doc Baumann

Der Hype um die Prisma-App scheint schon wieder abzuflauen – sie lässt Bilder in Sekundenschnelle über das Netz im fernen Moskau in eindrucksvolle Digitalgemälde verwandeln. Die Ergebnisse sehen toll aus, aber schon ihre weitere Verwendbarkeit ist rechtlich völlig unklar. Da bevorzugt mancher doch konventionelle Software, die mit Reglern und Einstellungen den eigenen Vorstellungen folgt. Doc Baumann hat sich „Glow 2.0“ von Topaz näher angeschaut.

In „Glow“ steckt viel von dem, was wir von Photoshops „Ölfarbe“-Filter kennen – der seinerseits wiederum nicht die erste Anwendung dieses „malerischen“ Prinzips war: Eine Kombination aus weichzeichnen, schärfen und verwischen, mit dem besonderen Effekt, dass Bildelemente nicht in beliebige Richtungen verschmiert werden, sondern dass sie sich dabei an den Kontrastkanten ihrer Umgebung orientieren.

Das ist aber nur ein Teil dessen, was den Schwerpunkt dieser Software ausmacht. Der andere befasst sich mit eben diesen Kontrastgrenzen selbst und wandelt sie in schwarze oder weiße Linien um, deren Ausprägung und Erscheinungsbild Sie nach Bedarf steuern können.

Je nach Heftigkeit des Umgangs mit den Reglern entstehen auf diese Weise Bilder, die am einen Ende der Verfremdungsskala das Original kaum antasten und nur ein wenig akzentuieren – am anderen Ende wartet wildes Liniengewirr und stark gesättigte Farbigkeit. Ob jeweils dies oder das oder der breite Mittelweg angebracht ist, hängt von Ihren Gestaltungsabsichten ab.

Sie könnten nach Öffnen des Programms und Laden eines Ausgangsbildes so vorgehen: Rechts im Fenster sind die fünf Bearbeitungsbereiche „Primäres Glühen“, „Sekundäres Glühen“, „Farbe“, „Abschließende Retuschen“ sowie „Maskierung“ untergebracht, jeweils mit einer eindrucksvollen Ausstattung an Reglern. Da lässt sich ausgiebig experimentieren. Weil aber jeder Regler das Resultat irgendwie beeinflusst – selbstverständlich auch jene Einstellungen, die Sie bis zu diesem Augenblick bereits vorgenommen haben –, kann man sich in der Menge der Regler leicht verzetteln und verirren.

Da ist es hilfreich, dass Sie auch auf einem intuitiveren Weg starten können: Lassen Sie sich statt der Bearbeitungsbereiche die lange Liste der Vorgaben anzeigen. Gefällt Ihnen eines der Vorschau-Bildchen, klicken Sie es an. Erst jetzt leitet Sie Glow zu den Reglern weiter, die diesen Effekt bestimmen. Jede Veränderung wird im großen Preview-Fenster schnell angezeigt; dabei ist auch ein direkter Vorher-Nachher-Vergleich möglich. Haben Sie ein Ergebnis zusammengemixt, das ihnen gut gefällt, fügen Sie es als weitere Vorgabe in die Liste ein.

84_ Glow Vorgaben
Einfacher Einstieg in Glow 2.0: Lassen Sie sich (rechts) die Liste der Vorgabeeffekte anzeigen und wählen Sie einen für Ihr Bild passenden.

 

84_ Glow Regler
Nach der Wahl des geeigneten Effekts und damit einer bestimmten Kombination von Parametern schauen Sie sich die verschiedenen Regler an (rechts) und nehmen das Finetuning vor. Hier entsteht auf diesem Weg eine Grafik, die an eine Bleistiftzeichnung erinnert.

Zusätzlich lässt sich zwischen allen Verrechnungsmodi von Original und Umsetzung wählen, wie Sie sie ähnlich aus Photoshop kennen. Neben gemäldeartigen Strukturen entstehen auf diese Weise auch grafische Umsetzungen, die je nach Vorhaben an Bleistift- oder Tuschzeichnungen oder sogar Holz- und Linolschnitte erinnern.

Mehr über Glow 2.0 erfahren Sie auf der Topaz-Webseite: https://support.topazlabs.com/hc/en-us/articles/225390888-Topaz-Glow-2-Update

Die Software läuft unter Windows und Mac OS und kostet 70 US-Dollar. Bis zum 3. September 2016 können Sie vom reduzierten Einführungspreis (30% Rabatt) profitieren.

84_Glow3
Bei Bedarf gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Originalzustand neben dem Bearbeiteten Stadium einzublenden.
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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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