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Edles Tuch – edles Buch. Ideen für Weihnachtsgeschenke

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Schal mit Herkules-Motiven. Datei-Ansicht. Entwurf von Doc Baumann

Auch wenn man sich dem Weihnachtstrubel weitestgehend entziehen möchte – oft gibt es doch vertraute Menschen, denen man zu diesem Anlass eine Freude bereiten möchte. Doc Baumann stellt Ihnen zwei Geschenke vor, die bestimmt gut ankommen.

 

Edle Tücher

Wie kann man Beschenkte zu Weihnachten mit etwas beglücken, das sie garantiert noch nicht haben und worüber sie sich mit Sicherheit freuen – und bei dessen Vorbereitung Sie sich sogar als Bildbearbeiter oder Fotograf verwirklichen dürfen? Zum Beispiel könnten Sie einen Schal oder ein Halstuch mit einem ganz individuellen Motiv gestalten. Bei der Schalfabrik suchen Sie zunächst das passende Material aus (Crêpe- oder Satinseide, Modal, Wolle oder ein Baumwoll-Seide-Gemisch 70%/30%) und wählen aus den Größen 200 × 70 cm, 120 × 120 cm oder 90 × 90 cm.

Sie bereiten Ihre Bilddatei mit 150 ppi vor und laden sie als JPEG-Datei hoch (http://www.schalfabrik.de/digital/1/schalfabrik?c=9), nach etwa einer Woche liegt der Schal im Briefkasten.

Oben sehen Sie den Entwurf für einen Baumwoll-Seide-Schal (genauer: etwa ein Drittel seiner Länge) mit Herkules-Motiven, unten das gedruckte Ergebnis.

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Gedruckter Schal. Foto: Doc Baumann

Das Seidentuch unten wurde zunächst farblich modifiziert und mit Photoshops „Ölfarbe“-Filter bearbeitet, dann mit einem Ornamentrahmen ergänzt. Für ein solches Seidentuch 90 x 90 cm zahlen Sie etwa 130 Euro, für einen Baumwoll-Seide-Schal 200 x 70 cm 86 Euro. An den Druckergebnissen unserer Testschals gab es hinsichtlich Farb- und Detailtreue nichts auszusetzen.

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Seidenschal mit eigenem Motiv / Foto: Doc Baumann

 

Edles Buch

Als ich dieses Buch auspackte, musste ich fast unvermeidlich an die alte Geschichte des Friesen-Missionars Bonifatius denken, dem seine hartnäckigen Missionsversuche bei den Nordmännern nicht gut bekommen sind: Als sie ihn, am Ende erfolgreich, mit Schwertern bedrängten, versuchte er, die Hiebe mit einer emporgereckten Bibel abzuwehren. Hätte er das voluminöse, im Folgenden vorgestellte Buch zur Hand gehabt – sofern er es überhaupt hätte anheben können –,  seine Verteidigungschancen wären deutlich besser gewesen.

Die Neuerscheinung des Kölner Taschen Verlages hat zwar auch mit deutscher Geschichte zu tun, reicht allerdings nicht bis ins frühe Mittelalter zurück, sondern zeigt mit rund 800 Fotos Deutschland (innerhalb seiner damaligen Grenzen) in der Zeit um 1900.

Auf über 600 Seiten und im beeindruckenden Format von 29 x 40 cm werden Städte und Sehenswürdigkeiten im Bild vorgestellt. Die Reise führt von den Lustschlössern Ludwigs II. in den bayerischen Alpen bis in die Seebäder an Nord- und Ostsee durch ein Deutschland, das gerade einen Modernisierungsschub vom Agrarstaat hin zum Industriestaat erlebt, aber noch stark seinen traditionellen Wurzeln verhaftet ist. Bilder von mittelalterlichen Städten, ländlichem Brauchtum – das leider etwas kurz wegkommt – und als erhaben wahrgenommenen Landschaften stehen so einträchtig neben Darstellungen technischer Neuerungen und moderner Gründerzeitboulevards. Es gibt eine deutschsprachige sowie eine englisch-französische Ausgabe.

Für Liebhaber der Fotografie dürfte aber nicht nur der dokumentarische Charakter des Bandes von Interesse sein, sondern auch das Verfahren, mit dem die – wie von diesem Verlag gewohnt stets hervorragend reproduzierten – farbigen Drucke seinerzeit im Photochrom-Verfahren in großen Auflagen hergestellt wurden. Merkwürdigerweise drückt sich der Text um die klare Aussage herum, dass diese Farben keine aufgenommenen Naturfarben sind (obwohl damals bereits Farbfotografien existierten), sondern hier Schwarzweißaufnahmen liebevoll und detailliert manuell koloriert wurden. Denn das ist durchaus kein Nachteil; es verschafft den Aufnahmen im Gegenteil einen eigentümlichen Reiz.

Angesichts von etlichen Kilo Buch hat dieses edle Geschenk natürlich seinen Preis: 150 Euro, die es wert sind.

Weitere Tipps zu Büchern, die sich gut als Weihnachtsgeschenke für Fotografen und Bildbearbeiter eignen, finden Sie in der neuen DOCMA 68 ab Seite 124.

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Foto: Taschen Verlag
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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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