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Fuji GFX 50s: Touch and try

Die spiegellose Mittelformatkamera Fuji GFX 50s soll Ende Februar 2017 auf den Markt kommen, und ich hatte gestern Gelegenheit, mit einem fast finalen Vorserienmodell zu fotografieren.

Fuji GFX 50s: Touch and try
Die GFX 50s hat ein E-Ink-Statusdisplay, das auch im ausgeschalteten Zustand Informationen anzeigen kann.
Fuji GFX 50s: Touch and try
Zum optionalen Zubehör der Kamera gehören ein Hochformatgriff und ein in alle Richtungen schwenkbarer Ausleger für den elektronischen Sucher.
Fuji GFX 50s: Touch and try
Die GFX 50s wird man mit einem Adapter auch an einer Fachkamera verwenden können, um deren Verstellmöglichkeiten zu nutzen.

Im vergangenen Jahr wurden die ersten spiegellosen Mittelformatkameras angekündigt, erst die Hasselblad X1D 50c, dann die Fuji GFX 50s. Die Hasselblad soll bereits im Handel sein, allerdings ist es schwer, Testgeräte zu bekommen. Die Fuji, deren Prototyp auf der photokina 2016 zu sehen war, ist inzwischen so weit gediehen, dass sich gut damit arbeiten lässt; mit der Markteinführung ist Ende Februar, spätestens Anfang März 2017 zu rechnen. Vertreter deutschsprachiger Fachmagazine waren gestern eingeladen, sich vom Entwicklungsstand der Kamera und ihrer Objektive zu überzeugen.

Die GFX 50s wird zum Kampfpreis von rund 7000 Euro eingeführt; damit ist sie günstiger als die Hasselblad X1D 50c (9600 Euro) und die DSLR Pentax 645Z (8000 Euro), die ebenfalls mit einem CMOS-Sensor im Formfaktor 44 × 33 mm mit 51 Megapixeln ausgestattet sind. Die zur Markteinführung verfügbaren Objektive, das Normalobjektiv GF63mm F2.8 R WR, das Weitwinkelzoom GF32-64mm F4 R LM WR und das Makro-Tele GF120mm F4 R LM OIS WR Macro sollen zusammen ebenfalls rund 7000 Euro kosten, so dass eine spiegellose Mittelformatausrüstung schon für vergleichsweise erschwingliche 14.000 Euro zu haben sein wird – vor wenigen Jahren hätte man dafür nicht einmal eine Kamera mit einem Sensor dieser Größe bekommen. Die Objektive sind ebenso wie die Kamera witterungsgeschützt; das Makro ist mit einem Bildstabilisator ausgerüstet. Noch in diesem Jahr sollen drei weitere Objektive folgen, zwei Weitwinkel und ein lichtstarkes Teleobjektiv.

Gegenüber der Hasselblad X1D 50c ist die GFX 50s zwar etwas größer und schwerer (845 Gramm ohne und 935 Gramm mit dem mitgelieferten Aufstecksucher), aber eher kleiner und leichter als eine professionelle Kleinbild-DSLR von Canon oder Nikon. Ihr Sucher, der sich mit einem optionalen Zwischenstück frei schwenken lässt, löst 3,69 Millionen Bildpunkte auf; bei einer Vergrößerung von 0,85fach ist das Sucherbild größer als das gängiger DSLRs. Auch das kippbare 3,2-Zoll-Touchdisplay hat eine hohe Auflösung von 2,36 Millionen Bildpunkten. Dazu gibt es ein Statusdisplay in E-Ink-Technologie, dessen Anzeige auch ohne Stromzufuhr bei der ausgeschalteten Kamera erhalten bleibt. Der Kontrast-AF der GFX 50s stellt bereits sehr schnell und zuverlässig scharf; das Messfeld kann man durch Antippen des Displays oder mit einem Mini-Joystick festlegen, wie ihn Fuji auch in der X-T2 verbaut hat.

Abgesehen von der Touch-Technologie hat Fuji auf dedizierte Einstellräder gesetzt, wie man es vom Retro-Stil der X-Pro2 und X-T2 kennt. Die Kamera liegt mit allen verfügbaren Objektiven gut ausbalanciert in der Hand. Der mechanische Schlitzverschluss löst angenehm leise aus; als zusätzliche Option gibt es einen elektronischen Verschluss, der die kürzeste Belichtungszeit von 1/4000 noch einmal auf 1/16.000 Sek. verkürzt. Der Schlitzverschluss lässt sich auch mit einem elektronischen ersten Verschlussvorhang kombinieren – man bleibt auf bis zu 1/4000 Sek. beschränkt, aber es gibt keine potentiell schärfemindernde Erschütterung („shutter shock“) mehr; außerdem sind mit dem elektronischen ersten Verschlussvorhang keine Gefahren von Rolling-Shutter-Artefakten verbunden.

Der Sensor der GFX 50s basiert ähnlich den Sensoren vergleichbarer Mittelformatkameras anderer Hersteller auf einem Sony-Design, wurde allerdings nach Fujis Wünschen weiterentwickelt. Das Farbfiltermuster folgt dem Bayer-Standard (ein künftiges Modell mit Fujis Eigenentwicklung X-Trans wollte man nicht ausschließen), aber unter anderem sind die Mikrolinsen so verändert, dass der Sensor auch mit großen Einfallswinkeln der Lichtstrahlen umgehen kann – vermutlich wurde dazu die Brennweite der Mikrolinsen verkürzt und ihr Abstand zum Sensorchip entsprechend verringert. Für die Systemobjektive dürfte das nicht einmal nötig sein, da Fuji dem Leitbild eines nahezu telezentrischen Designs folgt, aber über Adapter wird man auch Fremdobjektive (mit Zentralverschluss-, aber ohne AF-Unterstützung) nutzen können, mit einem Fachkamera-Adapter auch Großformatobjektive. Fujis G-Mount ist mit einem Innendurchmesser von 65 mm recht groß; die Schnittweite, also der Abstand der Hinterlinse zum Sensor, kann bis auf 16,7 mm verkürzt werden.

Die mit den Vorserienmodellen erzielbaren Ergebnisse fielen bereits recht überzeugend aus, obwohl die noch nicht ganz finale Firmware kein abschließendes Urteil zulässt. Adobes Lightroom-Version, die mit den Raw-Dateien der GFX 50s umgehen kann, befindet sich noch im Betastadium und ist daher noch nicht allgemein verfügbar, aber auch die JPEGs aus der Kamera geben schon einen Eindruck von der Auflösung und dem Tonwertreichtum, die Objektive und Sensor liefern.

Fuji GFX 50s: Touch and try

Fuji GFX 50s: Touch and try
Ein leicht verkleinerter Ausschnitt aus dem Motiv oben

Fuji GFX 50s: Touch and try

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Michael J. Hußmann
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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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