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Ersteindruck: Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus

Ja, Sie haben richtig gelesen, Apple nennt seinen neuen Modus für die iPhone 7 Plus Kamera „Portät“-, statt Porträtmodus. Natürlich ist es nur ein Tippfehler – und Apple bezeichnet diese kürzlich per Update zu iOS 10.1 hinzugefügte Funktion selbst noch als Beta-Version. Nun gut. Was können Sie also von diesem Modus erwarten? Erzeugen Sie nun Fotos mit geringer Schärfentiefe auf dem Niveau von Spiegelreflexkameras und teuren Objektiven, wie es Apple bei der Vorstellung dieser Funktion suggerierte?

Um es kurz zu machen: Nein.

Apples neue "Portät"-Modus. ;-) Ersteindruck: Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus
Apples neuer „Portät“-Modus. 😉

Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus: Die Funktionsweise


Das iPhone nutzt den Versatz zwischen den zwei verbauten Kameras (mehr Infos dazu finden Sie in meinem Blogbeitrag vom 1.10.2016), um für das Bild Tiefeninformationen abzuleiten, anhand der das Bild selektiv weichgezeichnet werden kann. Dieses Maskierung funktioniert nur in einem bestimmten Entfernungsbereich (circa 1 m bis knapp unter 3 m), die Kamera weist Sie beim Fotografieren darauf hin und aktiviert den Modus nur, wenn diese Bedingung erfüllt ist. Gespeichert wird sowohl die unbearbeitete Version als auch die mit der Weichzeichnung, was den Vergleich und die Beurteilung des Effekts erleichtert. Natürlich eignet sich dieser Kamera-Modus nicht nur für Porträtaufnahmen.

Das unbearbeitete Bild wird ebenfalls gespeichert. Ersteindruck: Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus
Das unbearbeitete Bild wird ebenfalls gespeichert.
Der Hintergrund wird in Echtzeit weichgezeichnet und schon auf dem iPhone-Display entsprechend dargestellt. Ersteindruck: Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus
Der Hintergrund wird in Echtzeit weichgezeichnet und schon auf dem iPhone-Display entsprechend dargestellt.

Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus: Der Porträtmodus-Effekt


Wie erwartet handelt es sich hier um eine einfache Gaußsche Weichzeichnung. Erwarten Sie also kein schönes Bokeh mit aufgespreizten Lichtern, sondern einfach nur einen digitalen Weichzeichnungseffekt – der aber zugegebenermaßen den Bildern eine nicht mehr ganz so digitale Anmutung verleihen kann, wenn man denn nicht allzu genau hinguckt. An auffälligen Kontrastkanten entdeckt man nämlich genau die vom Gaußschen Weichzeichner bekannten Halos, also Überstrahlungseffekte.

An hellen Kontrastkanten kommt es zu Überstrahlungseffekten, wie man sie vom unsachgemäßen Anwenden des Gaußschen Weichzeichners kennt. Hier hatte ich eigentlich versucht, den Fokus auf die Hand zu legen, um zu sehen, ob der Schärfeabfall dann korrekt im Bild dargestellt wird. Scheint hier nicht so zu sein. Ersteindruck: Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus
An hellen Kontrastkanten kommt es zu Überstrahlungseffekten, wie man sie vom unsachgemäßen Anwenden des Gaußschen Weichzeichners kennt. Hier hatte ich eigentlich versucht, den Fokus auf die Hand zu legen, um zu sehen, ob der Schärfeabfall dann korrekt im Bild dargestellt wird. Das scheint hier nicht der Fall zu sein.

Interessant ist der Einsatz bei komplizierteren Detailebenen, wie hier bei den Blättern. Stellen Sie sich vor, Sie müssten die hierzu notwendige Maske in Photoshop selbst erzeugen.

Kompliziertere Details in verschiedenen Entfernungen. Ersteindruck: Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus
Kompliziertere Details in verschiedenen Entfernungen.
Die automatisch generierte Maske ist sicherlich nicht perfekt, stellt die einzelnen Schärfeebenen aber korrekt dar. Ersteindruck: Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus
Die automatisch generierte Maske ist sicherlich nicht perfekt, stellt die einzelnen Schärfeebenen aber korrekt dar.

Der „Portät“modus des iPhone 7 Plus: Vorläufiges Fazit


Nette Idee, nette Dreingabe, aber in der derzeitigen Form kein Must-have. Mal sehen wie das Ganze in der finalen Version aussieht.

Was ich viel interessanter fände: Wenn das Smartphone die Tiefenmap als Kanal speichern könnte. Denn dann ließe sich diese in Photoshop nutzen, um deutlich schönere und realistischere Bokeh-Effekte anzuwenden ohne selbst die je nach Motiv sehr aufwendigen Masken selbst anlegen zu müssen. Das wäre doch mal was!

Beste Grüße,

Olaf

Olaf Giermann
Olaf Giermann
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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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