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Brenizer: Methode aberkannt …!

„Brenizer“, das klingt ein wenig nach einer Kurzgeschichte von Ephraim Kishon, tatsächlich handelt es sich aber um einen recht bekannten New Yorker Hochzeitsfotografen. Ryan Brenizer macht seit längerer Zeit Furore mit der sogenannten „Brenizer’s Method“ für „Bokehramen“.


In Heft 37 gab es in DOCMA einen Artikel unter der Überschrift "Unscharf inszeniert", der mich auf das Thema und seinen vermeintlichen Erfinder aufmerksam machte. Doch ein paar Recherchen später stellt sich die Urheberschaft ganz anders dar.
Brenizer benennt sich selbst in seinem Amazon-Blog als Erfinder des Verfahrens, aber ist das denn alles so hieb- und stichfest? Mittlerweile ist Brenizers Amazon-Blog offline, aber per WayBackMachine noch zugänglich, und so war der Sachverhalt durch eine Recherche relativ flott zu klären: Brenizer hat nach eigener Aussage sein erstes Bokehrama am 15. September 2008 in Irland aufgenommen.

Wenn man nun Google mit den Suchtermini ryan brenizer inventor bokehrama füttert, so führt die Suche rasch zum Fred-Miranda-Forum, und hier dann zu einem Posting samt Bildbeispiel von Daniel Buch nebst Erklärung des Verfahrens vom 11. Juni 2007. Das Verfahren, das Buck dort publiziert hat, ist identisch mit Brenizers Ansatz. Die Suche führt von dieser Website über die Comments dort dann zu dieser Website. 
Weiß Brenizer von diesen Quellen? Davon ist auszugehen, da selbst der Autor von „… with directions“, in welcher Daniel Buck die Richtigstellung als Comment gepostet hat, mittlerweile am Anfang des Artikels eine Richtigstellung bringt – und Brenizer die Website wohl schon im Zusammenhang mit der Anfrage zu seinen Bildern bzw. Releases gesehen haben sollte.
Hat Brenizer Daniel Bucks Posting bereits vor September 2008 gekannt? Unwahrscheinlich ist es nicht, weil Fred Mirandas Website in den USA recht bekannt ist und weil auch die zeitliche Koinzidenz dies vermuten lässt.
Gibt es vielleicht noch frühere Bokehrama-Quellen? Wir haben keine gefunden, aber wenn eine Leserin / ein Leser davon weiß, dann bitte her damit! Man kann zwar davon ausgehen, dass Bokehramen erst EDV-gestützt sinnvoll umsetzbar waren, was aber auf keinen Fall heißen muss, dass die Idee nicht schon vorher geboren wurde (so wie Turing einen Schachcomputer entwickelte, einige Zeit, bevor es Computer gab).
Ein pikantes Detail ist vielleicht noch erwähnenswert: Wie kam denn eigentlich das Verfahren zu seinem Namen? Laut Brenizers aktueller und vermeintlich bescheidener Darstellung durch Mundpropaganda „… People started to call it Brenizer’s Method“. Aber das Netz vergisst nichts, und so können wir wiederum in der obigen Quelle vom 8. Oktober 2008 per WaybackMachine in den Comments folgende Frage und folgende suggestive Antwort finden:
Carl A. Larrick: „So, as you succeed in popularizing the technique, what do you want it to be called?“ Ryan Brenizer: “Heh, good question. I suppose "the Brenizer technique" is too unwieldy. ;-)”
Da würde wohl auch Kishon sagen: „Nicht die feine Art, Herr Brenizer.“

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